Frust über Expo-Zankerei |
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Hamburg. Sehr unzufrieden mit der Vorbereitung der Weltausstellung
ist der Expo-Aufsichtsratsvorsitzende und Mercedes-Chaf, helmut
Werner. "Wir sind spät dran." "Es sei frustriend",
so Werner im "Spiegel": "Kleinliche Zankereien",
etwa über Expo-Grundstücke, beherrschten die Diskussion.
Dabei bestehe großer Nachholbedarf. Kaum einer in der weiten
Welt wisse, was Hannover sei und wo es liege.
Werner: Hannover hat die Chance der Expo nicht begriffen
Expo-Aufsichtsratschef Werner meinte, Hannover habe immer noch
nicht verstanden, "daß es hierin eine Riesenaufgabe
und Riesenchance hat". Die Stadt"müßte brennen
vor Begeisterung darüber, daß man die Welt zu sich
einlädt. Doch davon ist nichts zu spüren".
Der 58jährige, der vor seiner Mercedes-Zeit Conti-Chef an
der Leine war, hofft jetzt auf die Unterstützung der anderen
Bundesländer, des Bundes und der europäischen Nachbarn.
Bisher sei die Diskussion eher so geführt worden, als handle
es sich um eine lokale Veranstaltung. Ein Grund dafür sei
sicher gewesen, "daß die Expo-Gesellschaft sehr spät
gegründet worden ist".
Dabei sieht Werner große Möglichkeiten, da das Expo-Thema
"Mensch-Natur-Technik" das zentrale gesellschaftliche
Problem treffe. Die Veranstaltung müsse "ein Spagat
schaffen: Auf der einen Seite muß sie dem enormen gesellschaftlichen
Anspruch genügen und auf der anderen Seite auch sehr attraktiv
sein." Sie solle also zugleich einen Informations- und einen
Show-Wert haben.
Konrad Heede will die Stadt des Wissens nicht
Trotz Ablehnung durch die Expo GmbH: Ausstellung
bleibt
Hannover. Die Expo-Gesellschaft hat gestern das Angebot des Siemens-Forschers
Dr. Helmut Volkmann ausgeschlagen, sein didaktisches Modell "Stadt
des Wissens" zur Vorbereitung der Expo 2000 zu nutzen. Daß
Volkmanns Demonstration heute abens nach Ende der Hannover Messe
nicht aus der Stadt verschwindet, ist nur einer Privatinitiative
zu verdanken.
Der Wissenschaftler hat mit seiner Stadt ein Handwerkszeug geschaffen,
mit dem sich komplexe Themen wie zum Beispiel Energie und Umwelt
überhaupt durch Menschen erfassen und Lösungen entwickeln
lassen. Es eignet sich dazu, die Bevölkerung an der Bearbeitung
solcher Themen zu beteiligen.
Auf der CeBIT stellte Volkmann das Modell mit der Idee vor, dieses
Werkzeug für die Vorbereitung der Weltausstellung zu nutzen.
Die Geschäftsführer der Expo GmbH, Konrad Heede und
Andreas Grosz, ließen sich von Volkmann in die Stadt des
Wissens einführen und schienen nach Aussagen von Augen und
Ohrenzeugen von der Idee angetan gewesen zu sein. Die Messe wollte
einen Raum zur Verfügung stellen.
Gestern ließen die Expo-Geschäftsführer den Wissenschaftler
per Fax wissen, daß man die "Stadt des Wissens"
nicht übernehmen wolle. Volkmann: "Aus dem Text muß
man schließen, daß der Sinn nicht begriffen worden
ist." Auf Anfrage ließ Heede wissen, man sei weiter
an Kontakt zu Volkmann interessiert. Hannovers Siemens-Sprecher
Eckhart Bartels hatte in den vergangenen Tagen Vertreter aus dem
Kommunikationsgewerbe zusammengetrommelt, die dafür sorgen,
daß die Ausstellung in Hannover bleibt.
Die Hoffnungen ruhen jetzt auf dem Wirtschaftsministerium, in
dem die Chancen des Modells erkannt worden sind. Dort soll nun
diskutiert werden, ob im Rahmen des neuen Niedersachsenpavillons
die Werkstatt Volkmanns für die Expo doch noch in Betrieb
gehen kann. höt.
Neue Presse Hannover, 8. April
1995, Nr. 84 |