D ie Gastgeschenke

Ein Investorengespräch zum Wünschen und Wagen,

bei dem die potentiellen Interessenten schon hätten dabei gewesen sein

können


Helmut Volkmann, München


XENIA, Weihnachten 1995

Der Erfinderunternehmer im Gespräch

mit einem wohlgesonnenen Freund

Wünsche wagen

"Ich wünsche mir", sagte der Erfinderunternehmer, der seine ganzen Ressourcen in die erste Gestaltung der Idee investiert hatte, "ich wünsche mir", wiederholte er, "daß eine Arbeitsgemeinschaft ganz besonderer Art zustande kommt. Eine Arbeitsgemeinschaft, in der Wagnis-Ideen dem zu ihrer Verwirklichung notwendigen Wagnis-Kapital begegnen und in der durch Kooperation von Beteiligten und Betroffenen scheinbar verrückte Ideen zum Wohle der Gemeinschaft systematisch Schritt für Schritt umgesetzt werden."

"Weiter, nur weiter", ermunterte ihn ein wohlgesonnener Freund, "wünscht nur weiter, damit ich lernen kann, was sich für Euer Anliegen an Hilfe und Unterstützung organisieren ließe." "Ich wünsche mir", fuhr der Erfinderunternehmer fort, "ein Atelier für Innovatoren, in dem eine große Gruppe von bis zu 100 Personen an fundamentalen Innovationen arbeiten kann, in dem sie gemeinsam mehrfach verwendbare Wissensbausteine schaffen und in dem sie ihre Innovativität trainieren und weiterentwickeln können." Der wohlgesonnene Freund signalisierte weiterhin Aufmerksamkeit.

"Ich wünsche mir", notierte der Erfinderunternehmer auf seinem Wunschzettel, "daß wir gemeinsam eine Stadt des Wissens in aktueller und virtueller Realität anlegen und gestalten, aus der in gemeinsamer Arbeit ein ganzes Netzwerk von Wissensstädten entsteht. Dieses Netzwerk ist den großen Problem- und Aufgabenstellungen der Zeit gewidmet. Ich wünsche mir, daß ...."

Leitbild und Adressatenkreise

"Stop", fiel ihm der wohlgesonnene Freund ins Wort, "bevor Ihr weitere Wünsche detailliert, laßt mich wissen, wer bei dem Vorhaben in welcher Rolle beteiligt werden muß, wenn die Wünsche in Erfüllung gehen sollen. Anders gefragt, wer sind die potentiellen Interessenten, die auch einen geschäftlichen Nutzen aus ihrer Beteiligung ziehen könnten. Setzt einmal voraus", fügte er noch hinzu, "daß das Leitbild

die Wiederbelebung der Polis

mit den Städten des Wissens

als Stätten der Begegnung

im Prinzip akzeptabel ist, so wie Ihr es formuliert, bei verschiedenen Gelegenheitenen erklärt und auch hinreichend dokumentiert habt. Und mit XENIA, der Wissensstadt am Wege zur Informationsgesellschaft, habt Ihr auch schon das Muster einer Realisierung vorgestellt. Ihr müßt nun den Nutzen darlegen!"

"Das Leitbild hat zwei Adressatenkreise", erklärte der Erfinderunternehmer:

- "Die potentiellen Interessenten, die die Städte des Wissens als Stätten der Begegnung nutzen können, um ihre Zukunft zu gestalten, damit sie ihre Position im internationalen Wettbewerb sichern und weiterentwickeln können.

- Die potentiellen Interessenten, die die Städte des Wissens als Stätten der Begegnung anlegen und gestalten und sie organisieren und betreiben und davon einen geschäftlichen Nutzen haben."

"Wenn ich es recht verstehe", schaltete sich der wohlgesonnene Freund ein, "sind die Interessenten der ersten Gruppe Kunden der zweiten Gruppe mit einem ganz besonderen Spektrum an Bedürfnissen, und die Interessenten der zweiten Gruppe sind die Lieferanten für die erste Gruppe mit ebenfalls einem ganz besonderen Spektrum an Produkten und Leistungen. Beide Spektren beschreiben den potentiellen Markt. Ist das richtig?"

"Das ist richtig", bestätigte der Erfinderunternehmer - wie es schien, etwas zögerlich. "Und wo ist das Problem?" wollte der wohlgesonnene Freund wissen. "Das Problem ist", erklärte der Erfinderunternehmner, "daß dieser Markt erst entwickelt werden muß, was erhebliche Vorleistungen erfordert." "Das ist üblich", bestätigte der wohlgesonnenen Freund. "Oder hat Euer Anliegen noch einen anderen Haken?"

Die Konstellation der fundamentalen Innovationen

"Die besondere Konstellation", versuchte der Erfinderunternehmer die Aufmerksamkeit zu schärfen, "besteht darin, daß sich die Gesellschaften im Übergang von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft, verbunden mit einem Wechsel vom vierten zum fünften Kondratieff-Zyklus befinden."

"Das ist bekannt", bestätigte der wohlgesonnene Freund. "Schon, schon", erwiderte der Erfinderunternehmer, "aber die Konsequenzen, insbesondere auch für das unternehmerische Verhalten, sind nicht ausreichend bewußt." "Und die wären?" forderte der wohlgesonnenen Freund. "Wenn Ihr es vielleicht nur kurz andeuten würdet. Wen Näheres interessiert, kann ja Eure Dokumentation studieren."

"Es geht um fundamentale Innovationen", führte der Erfinderunternehmer aus. "Diese sind im Gegensatz zu den inkrementalen Innovationen des Kleiner, Besser, Schneller, Billiger dadurch charakterisiert, daß die Applikationen am Beginn des Zyklus im einzelnen noch schwer vorstellbar sind, daß noch kein Markt existiert, sondern erst geschaffen werden muß und daß auch technologisch noch so manches, obwohl die Erfindungen bereits vorliegen, noch in neuer Kombination ausprobiert werden muß."

"Ich verstehe", folgerte der wohlgesonnenen Freund, "und die Erschließung, Aufbereitung und Vermittlung dieser fundamentalen Innovation sind die Geschäfte des Marktes, der erst erschlossen werden muß - eine Münchhausen-Konstellation, eine echte unternehmerische Herausforderung. Wer sie zuerst erkennt, hat die Nase vorn. Wir müssen versuchen, die Phantasie der potentiellen Interessenten anzureizen, damit sie sich ihren Nutzen vorstellen können und ihnen die Wege aufzeigen, wie sie reüssieren könnten."

Die Funktion des Leitbildes

"Das ist genau die Doppelfunktion eines Leit-Bildes", bekräftigte der Erfinderunternehmer. "Es vermittelt ein Bild des Wünschbaren und Erstrebenswerten und es leitet an, sich in einem Prozeß zu organisieren. Seine Wirkungskraft entfaltet sich insbesondere dadurch, daß verschiedene Wissenskulturen sich durch das Leitbild angesprochen fühlen."

"Wer würde Eurer Meinung nach dazugehören?" fragte der wohlgesonnene Freund. "Dazu gehören", führte der Erfinderunternehmer aus, "Unternehmer und Experten aller Fachrichtungen, Politiker und Beamte, Künstler und Philosophen, Spinner und Querdenker, auch Laien und Kinder - und alle beiderlei Geschlechts."

"Und Ihr würdet Euch wünschen", folgerte der wohlgesonnene Freund, "daß eine solche Gruppe sich zusammenfindet, das Leitbild kennenlernt und für eigene Zwecke ausdeutet und weiterentwickelt."

"Richtig", nickte der Erfinderunternehmer. "Das heißt", folgerte der wohlgesonnene Freund weiter, "diese potentiellen Interessenten müßten auch Wünsche haben, die Fakten für morgen setzen könnten." "Genau", bestätigte der Erfinderunternehmer. "Was könnten das für Wünsche sein?" fragte der wohlgesonnene Freund.

Wünsche heute: Geschäfte für morgen

Sie schwiegen einen Moment. "Wunschlos glücklich sind die meisten jedenfalls nicht", unterbrach der wohlgesonnene Freund. "Die Herausforderung ist, die Wünsche so zu artikulieren, daß sie sich unter günstigen Rahmenbedingungen erfüllen lassen. Es ist nicht damit getan, Stichworte aufzuführen, obwohl die Wunschliste damit anfängt:

weniger Arbeitslose, sicherer Standort für die Wirtschaft, lebenswerte Städte, Schonung der Umwelt, Versorgung im Alter usw.

Das ergibt ein Szenario voller Widersprüche und Konflikte. Wie soll eine solche große Gruppe daran konstruktiv arbeiten können? Wie glaubt Ihr denn, da helfen zu können?"

"Mit dem Atelier für Innovatoren", bot der Erfinderunternehmer an. "Dort wird nicht nur gelehrt und gelernt, wie gewünscht wird, sondern wie sich ein Prozeß zur Konkretisierung der Wünsche, wie sich ein Geben und Nehmen gestalten läßt."

"Das heißt", unterbrach der wohlgesonnene Freund, "es werden nicht alle Wünsche erfüllt werden können." "Natürlich nicht", erwiderte der Erfinderunternehmer. "Das wäre eine Utopie. Durch die gemeinsame Arbeit kann jedoch versucht werden, das Bestmögliche zu erreichen." "Ist das nicht auch schon ein sehr idealistischer Wunsch?" erkundigte sich der wohlgesonnene Freund. "Sicher", antwortete der Erfinderunternehmer, "aber in dem gemeinsamen Streben nach dem Bestmöglichen werden Lösungen für Probleme und Aufgaben erkennbar, die im üblichen Austausch von Argumenten nicht aufscheinen."

Besinnung und Vertrauen

"Es wäre immerhin einen Versuch wert", urteilte der wohlgesonnene Freund. "Gebraucht wird ein Atelier für Innovatoren mit einem innovativen Ambiente, damit die Beteiligten mit adäquaten Methoden an die Erschließung, Aufbereitung und Vermittlung der fundamentalen Innovationen herangehen können. Das Atelier für Innovatoren ist ein Leitvorhaben, zu dem Ihr schon eine Menge Vorleistungen erbracht habt."

"Mit der Anlage und Gestaltung eines Ateliers", bestätigte der Erfinderunternehmer, "könnte unmittelbar begonnen werden." "Stop", rief der wohlgesonnene Freund, "gar so einfach scheint mir die Sache - abgesehen vom Geld - nun doch nicht zu liegen. Schließlich bin ich, die Kapitalseite vertretend, auch Unternehmer. Sicherheiten müssen schon her. Und die geringste Sicherheit ist, daß Vorsorge für die Akzeptanz des Angebots getroffen wird. Von den Preisen für die Nutzung der Angebote will ich noch gar nicht reden. Das schönste Atelier für Innovatoren am besten Platze mit hervorragend ausgebildeten Betreuern und komfortablem Support würde nichts bringen, wenn die Leute es nicht benutzen."

"Warum sollten die Leute", wunderte sich der Erfinderunternehmer, "die komplexe Problem- und Aufgabenstellungen zu lösen haben, ein solches Atelier für Innovatoren nicht nutzen?" "Nehmt es mir nicht übel", beschwichtigte der wohlgesonnene Freund vorab, "ein bißchen naiv seid Ihr schon. Es geht nicht nur ums Geld, es geht auch um Macht und Einfluß. Ist nicht zu befürchten, daß Verantwortliche und sogar auch Experten bei einem solchen Verfahren um Macht und Einfluß gebracht werden?"

"In gewissem Sinne ja", räumte der Erfinderunternehmer ein. "Es kommt darauf an, wie der Faktor `Macht und Einfluß' verstanden und bewertet wird. Das Verfahren beschert auch einen Zuwachs an `Macht und Einfluß'". "Das sehe ich auch so", bewertete der wohlgesonnene Freund. "Die Konsequenzen aus dem Spannungsfeld zwischen `Ego und Wir', zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft sollten wir trotzdem nicht unterschätzen."

"Und wie geht es jetzt weiter?" fragte der Erfinderunternehmer, auch etwas besorgt, ob der wohlgesonnene Freund ihm seine Freundschaft erhalten würde. "Ich werde weitere Freunde mobilisieren", bot der wohlgesonnene Freund an. "Wer die Nutzungspotentiale des Leitbildes aus Sicht der Politik und die Geschäftspotentiale aus Sicht der Wirtschaft und auch die Gestaltungspotentiale aus Sicht von Wissenschaft und Kunst nicht erkennt, der wird das Nachsehen haben, wenn andere sich des Vorhabens annehmen: andere Firmen und andere Kommunen, vielleicht sogar in ganz anderen Kulturkreisen.

Laßt uns deshalb die nächsten Schritte durchaus im Sinne der Interessen, die wir zu vertreten haben, gemeinsam überlegen. Das vorhandene Ideenkapital ist repräsentiert in dem kleinen Atelier für Innovatoren, das Ihr schon für die Arbeit in kleinen Gruppen eingerichtet habt. Es ist anschaubar und begreifbar. Wer es betritt, der spürt, daß sich etwas völlig Neues im Hinblick auf eine erfolgreiche Zukunftsgestaltung anbahnt." Der Erfinderunternehmer nickte nur.

Der Faktor Zeit

"Möglicherweise", der wohlmeinende Freund dachte laut vor sich hin, "ist es gar nicht so idealistisch, auf dem Weg des Wünschens voranzuschreiten. Abstriche hinsichtlich Praktikabilität lassen sich immer machen. Ich allerdings würde mir wünschen, daß der Weg auf ein konkretes Ereignis zuläuft. Ein Ereignis, das genau gemäß den Wünschen konkret auszugestalten ist. Hättet Ihr da nicht einen ganz konkreten Wunsch, wofür ich einen Geldgeber begeistern könnte?"

"Anlässe gibt es genug", begann der Erfinderunternehmer. "Denkt nur einmal an die Weltausstellung EXPO 2000." "Das ging mir auch schon durch den Kopf", ergänzte der wohlgesonnene Freund. "Das Ereignis liegt mir, obwohl die Zeit drängt, sogar etwas zu weit entfernt. Wir müssen einen früheren Zeitpunkt der Realisierung anstreben. Vielleicht sogar, um für den Vorbereitungsprozeß der EXPO 2000 noch Angebote machen zu können. Wir brauchen ein generelles Konzept, das bei verschiedenen Gelegenheiten in Form einer Ausstellung oder eines Informationsmarktes auf Messen und Kongressen in aktueller und virtueller Realität eingesetzt werden könnte."

Do, ut des

"Also, wenn ich wirklich etwas wünschen darf", nahm der Erfinderunternehmer den Gedankengang auf, "dann stelle ich mir folgendes vor." Er malte ein großes X in die Luft, auf das er im weiteren Verlauf seiner Rede immer wieder hindeutete. "Ich wünsche mir eine Möglichkeit, folgenden Prozeß zu organisieren, der sich in seinen Teilen gegenseitig befruchtet:

- Die linke Seite wird für einen Promotor, z.B. ein großes und traditionsreiches Unternehmen reserviert, das unmittelbar Nutzen aus dem Prozeß hätte. Es könnte, wenn es im Zuge des Prozesses vom Nutzen des Prozesses überzeugt werden würde, später als Generalunternehmer fungieren: Diese Vorzugsrolle wäre allerdings zu honorieren.

- Die rechte Seite ist für potentielle Interessenten vorgesehen, die sich am Prozeß beteiligen möchten. Diesen werden Optionen der Beteiligung angeboten, deren Nutzung ebenfalls zu honorieren ist."

"Entschuldigt bitte", unterbrach der wohlgesonnene Freund, "die kaufen doch keine Katze im Sack. Das ist doch kein generelles Konzept." "Wartet ab", beschwichtigte der Erfinderunternehmer. "Das ist die generelle Strategie, ein Strategie, die es erlaubt, einen Münchhausen-Prozeß zu starten, in dem sich die beiden Teile in gegenseitiger Befruchtung in ihren Engagements in erfolgversprechende Positionen bringen. Der Dritte im Bunde ist das generelle Konzept.

Ich stelle mir vor, daß mit XENIA, der Wissensstadt am Wege zur Informationsgesellschaft ein Muster vorliegt, das sich in Form einer Ausstellung realisieren ließe. Die Positionen und Örtlichkeiten in XENIA und Umgebung werden versteigert oder verkauft, als ob die Wissensstadt realisiert werden sollte.

Der Erwerber erhält das Recht, in dem Haus, in der Straße, auf einem Platz oder auf einer Werbefläche sein Anliegen zur Zukunftsgestaltung darzustellen. Welche Fläche er dafür braucht, hängt von seinen Ansprüchen ab. Die Realisierung erfolgt aktuell in Form einer Ausstellung und virtuell im Netzwerk der Datenautobahnen."

"Ich begreife", kommentierte der wohlgesonnene Freund, "der Pfiff der Sache ist, daß sich Unternehmen und Institutionen möglicherweise nicht leisten können, nicht dabei zu sein. Das wird schwierig werden, könnte aber funktionieren."

Chancen erspähen: Rechte und Verpflichtungen

"Der Generalunternehmer" fuhr der Erfinderunternehmer fort, "der die Ausstellung und/oder Repräsentation im Netz ausrichtet und finanziert, erhält auf der anderen Seite ergänzend zu den Mietbeiträgen zusätzliche Nutzungs- und/oder Verwertungsrechte. Beispielsweise

- das Erstrecht des Ausrüsters bei der Bereitstellung der Infrastruktur für die Ateliers für Innovatoren und die Anlage und den Betrieb der Wissensstädte

- das Recht für Veranstaltungen aller Art bis hin zu Fernsehübertragungen

- das Recht, Schulungs- und Trainingsveranstaltungen zu organisieren

- das Recht nach bestimmten Regeln, das eingekaufte Wissen zu nutzen, wofür dann allerdings im Gegenzug Entgelte zu entrichten sind

- das Recht, das XENIA-System nach einem Franchising-Konzept zu vermarkten.

Natürlich kann der Erstpromotor im Zusammengehen mit anderen auch ein Konsortium bilden, um die Lasten auf mehrere Schultern zu verteilen."

"Gut", ermunterte der wohlmeinende Freund, "das wäre vorstellbar. Was wünscht Ihr noch?" "Für die Durchführung des Vorhabens in seiner Komplexität", ergänzte der Erfinderunternehmer und deutete wieder auf imaginäre Positionen des virtuellen X, "müssen eine Reihe weiterer Rollen besetzt werden. Sie sollen als Patenschaften charakterisiert werden. Es werden Patenschaften zur Betreuung der Themen, zur Betreuung der Kontakte, Kooperationen und Sponsoren, zur Betreuung der Infrastruktur und zur Betreuung des Prozesses selbst gebraucht. Die Patenschaften sind zu honorieren. Soweit die Paten selbst aus dem Prozeß Nutzen ziehen, erstatten sie umgekehrt für erhaltene Leistungen ein Entgelt.". "Das finanzielle Konzept", kommentierte der wohlgesonnene Freund, "macht mir weniger Sorgen. Ich glaube, Ihr müßtet die Wunschliste noch hinsichtlich des Nutzens weiterführen."

Sechs gute Gründe für die Nutzung

"Ich werde es beispielhaft versuchen", bot der Erfinderunternehmer an, "ich nenne Euch sechs gute Gründe, die für eine Nutzung sprechen; den Nutzen für sich muß der potentielle Interessent schon selber erkennen:

1. Die Unternehmer aller Branchen müssen Öffentlichkeitsarbeit auch im internationalen Maßstab betreiben, die weit über die Produktwerbung hinausgeht und in Vorsorge für die internationalen Märkte noch zunehmen wird.

Der Rückgriff auf ein generelles Konzept erlaubt Arrangements beliebiger Größe, die auf Messen und Ausstellungen, in Fernsehsendungen u.s.w. eingesetzt werden können. Die Nutzung des Vorhandenen ist eine konstengünstige Variante im Vergleich zu einer Eigenentwicklung.

2. Die Kommunen haben weltweit außerordentlich komplexe Aufgabenstellungen zu lösen. Der Rückgriff auf Angebote der geschilderten Art bietet Chancen, bestehende Lösungen kennenzulernen, eigene Lösungen mit bestmöglichem Support zu entwickeln und vor allem auch für die zu realisierenden Lösungen die notwendige Vorsorge zur Akzeptanz beim Bürger zu treffen.

3. Mit Rückgriff auf das generelle Konzept ergeben sich zusätzliche Befruchtungen zwischen Unternehmen und Kommunen als Lieferanten und Kunden im Problemlösungsgeschäft.

4. Die Regierungen haben den Bürgern unbequeme Wahrheiten zu vermitteln und teilweise außerordentlich unpopuläre Maßnahmen zu erwägen.

Sie brauchen einerseits selbst eine hohe Innovativität ihrer Apparate, um geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, und sie müssen andererseits wieder Akzeptanzvorsorge betreiben.

5. Aus dem Zusammenwirken von Unternehmen, Kommunen und den legislativen und exekutiven Vertretungen der Bürger und der Bürger selbst ergeben sich dann im Zuge der Prozesse die Erfordernisse für notwendige Problemlösungen.

6. Für diese Problemlösungsgeschäfte hoch komplexer Art sind Innovationen zu erschließen, aufzubereiten und zu vermitteln.

Für alle diese Aufgaben sind Ateliers für Innovatoren für die Organisation von Begegnung und Wissensstädte für die Bereitstellung und Vermittlung von Wissen als Support gut geeignet. Mehr noch: Sie sind selbst eine Innovation zur Lösung des Problems der Informationsüberflutung!"

"Wenn wir doch wüßten, was wir wissen!" murmelte der wohlgesonnene Freund. "Aber Wünschen ist doch wohl erlaubt!" Es war Weihnachten 1995.

Quellen und weiterführendes Material

Volkmann, Helmut: Mehr als Informationsgeselllschaft - Wagnis-Idden für eine aktive Zukunftsgestaltung, in: gdi-impuls 2/91, Rüschlikon

Volkmann, Helmut: Städte erleben und Wissen gewinnen. Skizzen zu einem Leitbild für die Informationsindustrie: Städte des Wissens als Stätten der Begegnung. Gedanken zur Eröffnung eines visopnären Vorfelfes. Prospekt Nr. 1. München Februar 1994

Volkmann, Helmut: Wandel der Innovationskultur mit der Stadt des Wissens als Stätte der Begegnung, in: Gabler-Magazin Nr. 3, Wiesbaden 1995

Volkmann, Helmut: Die Polis als Leitbild für den Wandel der Innovationskultur. Deutscher Wirtschaftsingenieurtag, München 1995

Volkmann, Helmut: Die Wiederbelebung der Polis mit den Städten des Wissens als Stätten der Begegnung. Kundenveranstaltung SNI "Bund, Länder und Kommunen, Radebeul 1995

Volkmann, Helmut: Cities of Knowledge - Metropolises of the Information Society (dtsch. Fassung: Städte des Wissens. Metropolen der Informationsgesellschaft, in: Kornwachs, Klaus; Jacoby, Konstantin: Information. New Questions to a Multidisplinary Conzept, Berlin 1996

XENIA, Wissensstadt am Wege zur Informationsgesellschaft, in: Beilage zum Informationsblatt "ZFE aktuell" der Zentralabteilung Forschung und Entwicklung, Ausgabe 28/2-95, München 1995

XENIA, Stadt des Wissens. Interview mit Helmut Volkmann, in: Siemens Zeitschrift, 69. Jahrgang, November/Dezember 6/95, Berlin und München 1995

(c) Dr. Helmut Volkmann, Siemens AG, ZFE T Ref, 81730 München



[Artikel und Ausätze]