Die Polis als Leitbild für den Wandel der Innovationskultur

Helmut Volkmann, München

1. Start (S): Was ist geschehen? Was gibt's Neues?

Was gibt's?

Eine Einführung, die nahezu Urlaubsstimmung erzeugt

1.1 Städte erleben und Wissen gewinnen

Die Silhouette einer Stadt, die sich in Konturen auf einem Bergrücken oder in der Weite einer Landschaft gegen den Horizont abzeichnet, nimmt bei einer Fahrt durch eine schöne Gegend im Urlaub schon von Ferne unsere Aufmerksamkeit gefangen, und die Impressionen können so eindringlich werden, daß sie uns veranlassen, einer Neugierde oder auch Intuition nachgebend, unseren Reiseplan zu ändern.

Schöne Plätze im Kern alter Städte wie der Capitolsplatz in Rom, der Platz in Siena oder auch ein Marktplatz mit schönen Hausfassaden bringen uns - auch bei einer wiederholten Begegnung - zum Staunen. Sie repräsentieren Stein gewordenes Wissen alter Zeiten, sie vermitteln einen Kontext aus der Lebenswelt vorangegangener Generationen.

Schauen wir uns in den Kirchen und Palästen, Rathäusern und Universitäten, Theatern und auch Grabanlagen um, so begegnen uns je nach Epoche reich ausgeschmückte Darstellungen zu den Themen, die der Gesellschaft wichtig waren oder ihr Lebensgefühl bestimmten. Als noch nicht alle Menschen lesen und schreiben konnten, wurden auf diese Weise auch höchst komplexe und auch abstrakte Zusammenhänge des gesellschaftlichen Lebens vermittelt.

1.2 Verheißung und Verführung

Es ist heute kaum vorstellbar, welche überwältigende Wirkung die Städte auf die Nomaden gehabt haben müssen, wenn sie in der Zeit des Übergangs zur Agrargesellschaft einer Stadt ansichtig wurden. Die orale Kultur wurde durch darstellende und sich darstellende Kulturen überwölbt. Urbanität war Verheißung und Attraktion, Versuchung und Verführung zugleich.

Dem "himmlischen Jerusalem" als idealisierte Vorstellung von der Stadt, die in der abendländischen Kultur, getragen von der Kirche, bis an die Schwelle der Neuzeit prägend und wirksam war, wurde Babylon mit seinen negativen Wirkungen, sogar als Hure überzeichnet, gegenübergestellt. Der Turmbau zu Babel wurde Sinnbild für Vermessenheit. Er konnte infolge mangelhafter Verständigung zwischen den Beteiligten und mit den unzureichenden Werkzeugen, gemessen an den Intentionen, nicht wie geplant vollendet werden.

1.3 Idealisierungen und Zukunftsentwürfe

Die Metapher von der Stadt und ihrer Architektur wird bei diesen Charakterisierungen bereits für Abstraktionen und Verfremdungen genutzt, um höchst komplexe Sachverhalte transparent machen zu können.

Zukunftsforscher aller Epochen haben denn auch das Bild der Stadt - wohl gemerkt, der überschaubaren Polis oder des Stadtstaates - genutzt, um gesellschaftliche Vorstellungen zu entwickeln und zu vermitteln. Entwürfe von Platon, Thomas Morus, Campanella und Anastasius Kircher gehören heute noch zur klassischen utopischen Literatur.

1.4 Die Stadt als Stätte der Begegnung

Eine Stadt repräsentiert in ihrer Anlage und Gestaltung damit auch die Intentionen und Ansprüche ihrer Erbauer. Ihr Erscheinungsbild demonstriert Herrschaft und Repräsentation, ist Ausdruck von Kultur und sozialem Milieus, vermittelt urbanes Leben und Stimmungen der Geschäftigkeit und des Müßegangs. Sie lebt von und mit ihren Bewohnern, sie lädt zu Besuchen ein. Kurz: eine Stadt drückt das Lebensgefühl ihrer Bewohner aus - sie präsentiert sich als Kontext. Bilder zeitgenössischer Künstler legen davon Zeugnis ab.

Die Stadt bietet ihren Bewohnern von Kindheit an eine vertraute Struktur. Auch in einer fremden Stadt findet man sich als Besucher schnell zurecht. Man weiß, wo man was findet und wo sich was erledigen läßt. Nicht nur der Stadtplan und Hinweisschilder unterstützen die Suche, sondern das gesamte Erscheinungsbild gewährt Orientierung. Über die Fassaden in ihren Ausschmückungen teilt sich auch der Kontext zur Funktion von Gebäuden und Einrichtungen mit.

In der Begegnung auf der Agora oder dem Forum konnten die Bewohner einer Stadt ihre Probleme und Nöte, Bedürfnisse und Intentionen, Ideen und Anliegen besprechen. Der Grad der Beteiligung wurde durch die Verfassung geregelt oder durch Herrschaftsformen bestimmt. Kommunikation war in jedem Falle ein wichtiges Anliegen, um Handel und Wandel zu fördern.

Die Metropolis war der Mittelpunkt eines ländlichen Einzugsbereiches und nicht die ausufernde Metropole. Eine Rückbesinnung zielt daher auf die überschaubare Einheit, auf die historisch gewachsene und nicht die am Reißbrett entstandene Stadt.

Wenn im Folgenden auf die Metapher der Stadt und das Gemeinwesen als Polis Bezug genommen wird, dann ist es die anskizzierte Urbanität als Funktionsfähigkeit und Lebensqualität einer Lebensgemeinschaft, wie sie in idealisierter Erfahrung und utopischen Entwürfen zum Ausdruck gebracht wurde: "Stadtluft macht frei!" Die Stadt gewährte, gefördert durch ihr Erscheinungsbild, Orientierung und Geborgenheit.

1.5 Die Mikrowelt der Stadt als Studienort für unternehmerische Herausfor-

derungen

Die Stadt, zumindest das Stadtviertel, ist eine Mikrowelt, in der sich das Makro der gesellschaftlichen Organisation wiederfindet. Es bietet sich daher an, die positiven Wirkungen der Urbanität - wie Vermittlung von Orientierung und Geborgenheit, Ansporn zur gedanklichen Freiheit, vor allem in Bereichen der Kunst und last not least Entfaltung von Handel und Wandel - auch zu nutzen, um die Probleme vor Ort in der Welt des Mikro zu studieren und eine zweckentsprechende Kommunikation vor Ort für das gemeinsame Bearbeiten und für die Lösung der Probleme zu organisieren.

Nahezu alle Probleme der Gesellschaft von der ressorcenschonenden Energieversorgung über Verkehr, Industrialisierung, Gesundheit, aber auch Organisation des Zusammenlebens der Bürger in einer modernen Welt bis hin zum Bildungswesen angesichts der Herausforderung des lebenslangen Lernens lassen sich im Mikro der Stadt erkennen und erfassen, strukturieren und bearbeiten, wenn die Verantwortlichen in geeigneten kommunikativen Strukturen zusammenwirken.

Allerdings müssen die Beteiligten sich für die Herausforderungen und Anregungen öffnen, sie müssen global denken, um lokal optimal handeln zu können. Kirchturmpolitik reicht nicht aus. Aber genauso wenig hilft allein ein weltweit organisiertes Conferenzing. Um in diesem Spannungsbogen zwischen dem Kleinen vor Ort und dem Großen in der Welt gestaltend aktiv und erfolgreich sein und werden zu können, bedarf es einer geeigneten Innovationskultur, die auf die Herausforderungen der Zukunft hin weiterentwickelt ist.

1.6 Informelle Gespräche am Rande oder weiche Signale?

Die in diesem Abschnitt "Start" vorgenommene Einstimmung wäre, zunächst ohne weitere Absicht, nichts weiter als ein Kaleidoskop von Betrachtungen, wie es sich aus Gesprächen von Mitgliedern einer Gruppe ergibt, wenn sie informell vor Beginn einer Arbeit zusammentreffen. Bei solchen Gelegenheiten ergibt sich eine Mischung aus Urlaubserlebnissen, aber auch mehr oder weniger engagierten Stellungnahmen zum Zeitgeschehen. Man würde dem weiter keine Bedeutung beimessen. Aus einer solchen Mischung von eher zufälligen Betrachtungen ergeben sich jedoch auch konkrete Impulse für einen Unternehmer, wenn er einmal erst vage, dann sich in den Intentionen verdichtend, Witterung aufgenommen hat. Diese Spur soll aufgenommen und dann in kritischer Auseinandersetzung und konstruktiver Nutzung weiterverfolgt werden. Am Anfang weiß der Unternehmer selber nicht, warum.

2. Analyse (A): Warum ist/wird was geschehen?

Die Unternehmen werden durch den Wechsel des Kondratieff-Zyklus, verbunden mit dem Übergang zur Informationsgesellschaft, herausgefordert

2.1 Informationsgesellschaft ist mehr als Industriegesellschaft plus Informa-

tionstechnik

Den Unternehmer von heute beschäftigen in seinem Geschäftsleben ganz andere Dinge. Privater Lebensbereich und geschäftlicher Arbeitsbereich scheinen strikt getrennt. Die Zukunft bereitet Sorgen: Mit welchen Entwicklungen muß die Wirtschaft rechnen und warum werden sich was für Konstellationen ergeben, die unternehmerisches Handeln erfordern oder beeinträchtigen?

Der Unternehmer mit Spürsinn hat eine Gruppe beauftragt, solchen Fragen nachzugehen, und er hat dieser Gruppe Freiraum gewährt. Freiraum zum Vor-Denken und Quer-Denken! Als These ist der Gruppe lediglich vorgegeben:

Informationsgesellschaft ist mehr als

Industriegesellschaft plus Informationstechnik!

Die Aufgabe lautet, das unbekannte "mehr als" zu ergründen. Über Technik wissen wir genug, hat der Unternehmer gesagt.

2.2 Die Lage

Die besondere Herausforderung der reichen entwickelten Industriegesellschaften ist, daß die 90er Jahre Wirtschaft und Politik mit einer Zäsur konfrontieren, die sich in der langfristigen industriellen Entwicklung durch die Kondratieff-Zyklen charakterisieren läßt. Ein Kondratieff-Zyklus - benannt nach dem russischen Ökonomen - beschreibt eine wirtschaftliche Entwicklung von etwa 50 Jahren als Phase des Aufschwungs und Aufbruchs von etwa zwei bis drei Jahrzehnten, die nach dem Höhepunkt sich stabilisiert und auf höherem Niveau einschwingt.

Der Aufschwung eines Kondratieff-Zyklus wird durch die breite Nutzung einiger großer, sogenannter fundamentaler Innovationen geprägt, die über ein Netzwerk Breitenwirkung erlangen. In Stichworten: (1) Dampfmaschine; (2) Eisenbahn; (3) Elektrifizierung; (4) Auto und Elektronisierung; (5) Wissen und Information, Ökologie.

Fundamentale Innovationen sind dadurch charakterisiert, daß zu Beginn des Zyklus die Vorstellungen zu möglichen Applikationen noch vage sind, ein Markt erst erschlossen werden muß und auch technisch neue Kombinationen - weitgehend jedoch auf bekannten Erfindungen basiert - erprobt werden müssen. Gefragt ist der Unternehmer, der bahnbrechende Erfindungen aufspürt, für große Applikationen zu nutzen und umzusetzen versteht (kurz: Erfinderunternehmer).

In der Konsolisierungsphase dominiert eher der Manager-Unternehmer, der die Märkte ausschöpft und die Produkte durchrationalisiert. Sie ist eher durch die inkrementalen Innovationen des Besser, Schneller, Kleiner und Billiger geprägt.

Diese Phase, die die Unternehmenskultur und Innovationskultur der letzten zwei Jahrzehnte geprägt hat, neigt sich dem Ende zu. Der bevorstehende Wechsel im Kondratieff-Zyklus ist während der Übergangsphase mit Risiken behaftet, bietet aber auch neue unternehmerische Chancen.

Der vierte Zyklus, geprägt durch die Breitenwirkung von Automobil und Nutzung der Elektronik, wird abgelöst durch den fünften Kondratieff-Zyklus, der nach Meinung von Experten durch Innovationen im Umfeld von Information und Wissen sowie Ökologie geprägt sein wird. Mit diesem Wechsel im Kondratieff-Zyklus wird zugleich nach 200 Jahren Industriegesellschaft der Übergang zur Informationsgesellschaft eingeleitet.

2.3 Konstellationenanalyse

Eine Analyse der bisher vier identifizierbaren Kondratieff-Zyklen zeigt, daß alle Zyklen durch eine vergleichbar charakteristische Konstellation geprägt wurden:

- Es waren jeweils einige wenige neue Applikationen, die im Vergleich zum vorangegangenen Zyklus in der Breitenwirkung ein fundamentales Bedürfnis befriedigt und den gesellschaftlichen Fortschritt geprägt haben.

- Die jeweils breite Anwendung war mit der Schaffung eines flächendeckenden Netzwerkes verbunden und erforderte ein erhebliches unternehmerisches Investment.

- Die genutzte Technologiekombination ging teilweise auf Erfindungen älteren Datums zurück, war also zum Zeitpunkt des Aufschwungs schon bekannt.

- Die entstehende charakteristische Nutzanwendung des Zyklus leistet einen entscheidenden Beitrag zur Befriedigung fundamentaler Bedürfnisse: Erleichterung der Arbeit, weltweite Ressourcenverfügbarkeit, lebenswerte Urbanität, Förderung von Individualität und Mobilität.

Unter der Annahme, daß eine derartige Konstellation auch im fünften Kondratieff-Zyklus prägend sein wird, lassen sich Anhaltspunkte gewinnen, die die notwendigen fundamentalen Innovationen des fünften Kondratieff-Zyklus bestimmen helfen.

2.4 Herausforderungen zur Weiterentwicklung der Innovationskultur

Bei jedem Kondratieff-Zyklus geht es um etwas völlig Neues, was nicht aus Extrapolation der bisherigen Entwicklungen ableitbar ist. Es betrifft die Produkte und Leistungen und die notwendige Vernetzung zur Breitenwirkung.

Die Organisation muß sich dem "Wandel außen" durch "Wandel innen" anpassen (Unternehmenskultur). Die Erschließung fundamentaler Innovationen erfordert andere Methodiken und Systematiken als die Erarbeitung inkrementaler Innovationen (Innovationskultur).

Der Unternehmer und Innovator muß von der Zukunft her in einem erweiterten Kontext denken und handeln. Deshalb ändert sich auch das Repertoire der Denk- und Arbeitsmethodiken. Der Unternehmer muß sich ein visionäres Vorfeld erschließen.

2.5 Die Konstellationen-Projektion

Anhand der Metakonstellation kann versucht werden, erste Anhaltspunkte für zukünftige Entwicklungen zu gewinnen.

Die Bedürfnisse, die im Zuge der Entwicklung Befriedigung erfahren haben, bauen aufeinander auf und haben dem einzelnen immer mehr Wohlstand, auch persönliche Vorteile gebracht. Allerdings wurden auch zunehmend Probleme produziert. Es ist an der Zeit, regulierend einzugreifen, ohne erstrebenswerte Errungenschaften aufzugeben.

Die Welt ist kleiner und enger geworden: Probleme in einem Teil wirken früher oder später auf andere Teile zurück. Ein Erfordernis des fünften Kondratieff-Zyklus in der Befriedigung fundamentaler Bedürfnisse könnte daher lauten: "Probleme für die Mitwelt lösen", wobei das Engagement der einzelnen zu integrieren ist.

"Probleme lösen" erfordert Wissen. Wissen zu den großen Problem- und Aufgabenstellungen der Gesellschaft ist an sich vorhanden. Es fehlt nicht an Mahnungen, Analysen und Vorschlägen. Es fehlt an Umsetzungsbereitschaft und Umsetzungskraft.

2.6 Der Erfinderunternehmer

Fundamentale Innovationen mit Unsicherheit in der Akzeptanz der Applikation, noch nicht belegbarer Chancen in der Breitenwirkung und Risiken in der Wirkung neuartiger Kombinationen von Technologien erfordern kreatives, unternehmerisches Engagement, hohen Kapitaleinsatz und günstige Rahmenbedingungen.

Es waren in allen Anlaufphasen der Kondratieff-Zyklen immer wieder Persönlichkeiten der Erfinderunternehmer, die wesentlich zum Aufschwung beigetragen haben. Während der öffentliche Diskurs in Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur die Problematik und Herausforderungen hauptsächlich vom Makro her einkreist - ein Beispiel sind die Weltkonferenzen zu den globalen Herausforderungen - wirkt der Erfinderunternehmer vom Mikro her. Ausgehend von einer Idee, einem Bedürfnis oder einem Problem, das er (er)findet, entfaltet er seine unternehmerische Kraft, mit der er über eine Vision, die Innovation, treibt und durchsetzt. Viele Beispiele ließen sich anführen.

Der Erfinderunternehmer hat seine Vorstellungen zur Erfindung und deren Nutzbarkeit als Leitbild (vgl. Dierkes et al (1992)) klar vor Augen, sein unternehmerisches Programm im Kopf, seine Strategien für sich innerlich formuliert, und er kann im thematischen Dialog zur Sache sich und andere vom Nutzen der Erfindung und von ihrer Umsetzung überzeugen. Der Erfinderunternehmer arbeitet mit hoher Selbstdisziplin. Er organisiert sich selbst. Sein Wille ist entscheidend.

Es braucht Freiraum für Gedanken, Räumlichkeiten für den Prozeß und dennoch bedarf es auch für die Arbeiten im visionären Vorfeld schon einer systematischen Innovationsmethodik.

3. Transzendenz (T; Grenzüberschreitung)

Was wollen wir überhaupt?

Wir wollen ein Leitbild für unternehmerische Initiativen zum Wandel der Gesellschaft generieren

3.1 Herausforderungen für den Erfinderunternehmer

Antworten auf eine Frage wie "was wollen wir überhaupt" lassen sich auf unterschiedlichen Niveaus der Abstraktion geben und eine stabile, befriedigende und akzeptierbare Antwort wird sich erst in mehreren Iterationen des Prozesses einer Gruppe von Beteiligten herausbilden.

Aber ein Leitbild wird nicht durch rationale Argumentationen abgeleitet, sondern ergibt sich aus vielen Quellen gespeist aus der emotionalen Durchdringung des Kontextes: Plötzlich gewinnt die Vision plastische Gestalt, wirkt als Attraktor, verankert sich mit vielen Bezügen im Kontext und erfährt schrittweise konkretisierende Anreicherungen.

3.2 Altruismus oder unternehmerische Zukunftsvorsorge

Das Erfordernis "Probleme für die Mitwelt lösen" scheint zunächst aus Sicht von Unternehmen im globalen Wettbewerb altruistisch, selbstlose Hilfe erheischend. Wenn die reichen, entwickelten Industriegesellschaften ihre Wettbewerbsposition aber einmal reflektieren, so kann sich dieses Urteil schnell als Irrtum herausstellen. Mehr und mehr Schwellenländer schicken sich an, mit ihrer sich entwickelnden Wirtschaftskraft Wertschöpfungen zu vollbringen, die ursprünglich nur den reichen, entwickelten Gesellschaften ihren Wohlstand beschert haben.

Deshalb müssen im Sinne der Theorie der komparativen Vorteile von Ricardo neue, innovative Wertschöpfungen erschlossen

werden (High end in der Produktpalette, neue Appliaktionen, innovative Services).

Die reichen, entwickelten Industriegesellschaften müssen etwas völlig Neues wagen. Sie müssen "ihre Zukunft neu erfinden". Darin liegt zugleich eine Chance für die globale Gemeinschaft (Volkmann, 1993 a). Eine kurze programmatische Skizzierung genügt, die Erfordernisse zu verdeutlichen:

Probleme von heute sind Geschäftsmöglichkeiten für morgen. Die gesteigerte Komplexität dieser Geschäfte erfordert eine höhere Qualifikation. Lebenslanges Lernen für den Bürger als Arbeitnehmer und Mitglied der Gesellschaft ist angesagt. Die großen Organisationen müssen schneller lernen. Information muß besser beherrscht werden, damit die Komplexität bewältigt werden kann. Es bedarf eines "geistigen" Aufbruchs mit einer langfristigen Orientierung, der es ermöglicht, auch unbequeme Wahrheiten zu verkraften.

Ziel muß sein, die "Produktivität des Geistes" zu fördern. Die Gesellschaft muß den "Wandel wollen"! Nur dann kann sie im internationalen Wettbewerb ihre komparativen Vorteile sichern und sich ihren wirtschaftlichen Wohlstand bewahren.

3.3 Design einer Topologie der Ideengenerierung

Zur Erreichung des Zieles der nachhaltigen Positionssicherung im internationalen Wettbewerb bei der Dynamik der komparativen Vorteile bieten sich zwei Hebel an:

- Förderung und Weiterentwicklung der Systemführerschaft im Problemlösungsgeschäft

- Förderung und Weiterentwicklung der Innovationskultur

Systemführerschaft im Problemlösungsgeschäft könnte geeignet sein, neue komparative Vorteile sowohl im high end als auch in völlig neuer Wertschöpfung zu erschließen. Breitenwirkung kann über die Aktivierung der Stellen "lebenslanges Lernen" und "volkswirtschaftlich richtig rechnen" entfacht werden.

Bei allen Für's und Wider's, Wenn's und Aber's ist zu bedenken, daß vor dem Hintergrund der Kondratieff-Analyse und des "mehr als" der Informationsgesellschaft gegenüber der Industriegesellschaft über Ziele und Strategien der nächsten Jahrzehnte zu diskutieren und zu befinden ist.

3.4 Die Entfaltung des kreativen Prozesses

Unternehmnerischer Spürsinn, gespeist aus Ahnungen und Intuition und die dazu notwendige Entfaltung von Kreativität müssen auf andere Weise stimuliert werden. Es bedarf auch einer gewissen Naivität des Wünschens, unabhängig davon, ob die Wünsche erfüllbar erscheinen. Hauptsächlich sie sind als sinnvoll und erstrebenswert zu bewerten. Wer Zukunft gestalten will, muß wie als Kind den Wunschzettel an den Weihnachtsmann parat haben, wohl wissend, daß nicht alle Wünsche erfüllt werden.

Was kommt dem Erfinderunternehmer in den Sinn?

Urlaubserinnerungen, Gespräche aus der Teeküche - so er dort hingeht - mehr als - Netzwerk - die überschaubare Einheit ..... als Polis mit der Agora.

Wird dieser Prozeß in der Gruppe gemeinsam bewußt erlebt und reflektiert, so bestätigen sich immer wieder eine Reihe von Erfahrungen:

- Nichts bewegt mehr als menschliche Begegnung:

Deshalb menschliche Begegnung bewußt und methodisch organisieren.

- Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte:

Deshalb auch das abstrakt-immateriell Erscheinende versuchen, anschaulich zu machen.

- Wirkungen werden nicht allein in der argumentativen "Auseinandersetzung", sondern durch "aufeinander Zugehen und gemeinsames Handeln" erzielt:

Deshalb Wissen in Szene setzen wie in einem Theater.

Für derartige Erkenntnisse kommt eine Gruppe nicht um eine konsensstiftende, gemeinsame Willensbildung herum. Und plötzlich ist die tragende Idee da! Mit der Analogie zur Stadt lassen sich alle drei Erfahrungsbereiche im Erscheinungsbild und in der Erlebniswelt der Stadt aktivieren und erlebnishaft verstärken.

3.5 Die tragende Idee der Polis

Die Polis läßt sich in der mehrfachen Deutung des Wortes interpretieren und qualitativ als ein Wirkungsgefüge in einer Gestalt skizzieren:

als Lebensgemeinschaft der Bürger; als urbane, industrielle, informationale Infrastruktur als Netzwerk der Unternehmen; als legislative, exekutive, judikative Infrastruktur als Netzwerk der Institutionen; als Politik, die gemeinsam gestaltet werden muß; als Ort, als Agora, wo Politik gemeinsam gemacht werden kann; als kollektives und kulturelles Gedächtnis der geteilten Werte und Orientierung einer Gemeinschaft.

Diese Deutung der Polis läßt sich als Metapher für die Knoten des Netzwerkes weiter ausbauen.

Im Mikro der Polis wird das Makro von Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur wirksam, im Mikro der Polis entstehen umgekehrt die Beiträge zum Makro. Funktioniert das Mikro, so funktioniert auch das Makro und umgekehrt. Die innovative Arbeit in einem Unternehmen oder einer Organisation ließe sich also auch nach dem Vorbild der Polis organisieren.

Am allerwichtigsten erscheint - vom ganz Konkreten herkommend, der Ort, wo Politik gemeinsam (!) gemacht werden kann, an dem Wissen als kollektives Gedächtnis - nicht als Datenwust - gespeichert ist und wo alle drei Parteien, Bürger/Mitarbeiter, Kommunen/Kunden und Unternehmen/Geschäftsträger miteinander kooperieren können, um gemeinsam ihre Politik gestalten zu können.

Ein solcher Ort ist in den Unternehmen und Organisationen, Kommunen und staatstragenden Institutionen in dieser Funktionsfähigkeit nicht (!) vorhanden. Er ist zumindest auf Konferenzen in Besprechungszimmern und Sitzungssälen reduziert.

Die Verbesserung der Innovationskultur beginnt daher handfest und konkret mit der Schaffung und Neugestaltung dieses Ortes. Es müssen (wieder) Stätten der Begegnung zum speziellen Zwecke der Innovation eingerichtet werden.

3.6 Integrativer Durchbruch zum Leitbild

Im zweiten Schritt ist es ein Leichtes, das Netzwerk des Wissens als ein Netzwerk dieser Orte zu begreifen, an denen Wissen und Kompetenz versammelt ist und den Gedanken in Analogie zur Stadt noch weiterzuführen, nämlich Wissen in seinem gesamten Kontext im Erscheinungsbild und in der Erlebniswelt einer Stadt aufzubereiten und zu vermitteln.

Das Netzwerk des Wissens ist als ein Netz der "Städte des Wissens" anzulegen. Für die Konkretisierung gibt es genügend Anregungen und auch Erinnerungen: Stadtsilhouetten, Plätze, Straßen, Fassaden, Fresken, utopische Gesellschaftsentwürfe in Form der Stadt, geschichtlicher Hintergrund der Stadtentwicklung, kurz: Urbanität als Quelle des Wohlstandes!

Und noch etwas: In der Erkenntnis, daß die konkrete Wirksamkeit nur im Mikro erzielt werden kann, ist die Stadt der Ort, wo sich die Makroprobleme der Gesellschaft am besten studieren und auch Lösungen zuführen lassen. Das gedankliche Vorbild der Polis ist also auch geeignet, die Kooperation zwischen Unternehmen und Kommunen vor Ort zu beleben und zu befruchten.

Als gemeinsame Orientierung für Mikro und Makro kann daher angestrebt werden, die Kräfte der Urbanität in einem erweiterten Sinne zu beleben und zu fördern, in Konsequenz eine "Wiederbelebung der Polis" zu versuchen.

Die Kombination der drei aufgezeigten Komponenten zu einem integrierten Leitbild ist geeignet, neue Kräfte zu entfalten. Es lautet: "Die Wiederbelebung der Polis mit den Städten des Wissens als Stätten der Begegnung!"

Das ist die dichteste Form der Wollensbekundung. Doch jetzt fängt die Arbeit an den Innovationen erst richtig an!

4. Optionen, Occasionen (O; günstige Gelegenheiten): Was kön-

nen wir wagen?

Ideen für den Fortschritt wagen: Ein Atelier für Innovatoren in der Wissensstadt XENIA einrichten

4.1 Ein Besuch in XENIA

Es wird eingeladen, eine erste in Konzeption und Planung befindliche Wissensstadt mit ihren vorliegenden, modellhaften Realisierungen im Atelier für Innovatoren zu besuchen. Sie heißt XENIA, Wissensstadt am Wege zur Informationsgesellschaft. XENIA bedeutet im Griechischen die Gastliche und auch die Gastgeschenke. Im Wortstamm steckt auch das Fremde, das mit jeder Innovation einhergeht. Nomen est omen: Möge die Gastlichkeit gegenüber dem Fremden durch den Austausch der Gastgeschenke beide Seiten, die Innovatoren und die Nutzer der Innovationen, bereichern.

Das Wissen in der Wissensstadt XENIA ist den Herausforderungen am Übergang von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft gewidmet. Es gilt insbesondere das "mehr als (!)" gemäß der Aussage, Informationsgesellschaft ist mehr als Industriegesellschaft plus Informationstechnik, auszuloten. Es erfolgt eine pragmatische Akzentsetzung, bei der Ziele und resultierende Aufgabenstellungen und Lösungswege, weniger Einzellösungen beschrieben werden. Vor allem wird Wert darauf gelegt, daß potentielle Interessenten sich richtig ausrüsten, um auf ihren Wegen in die Zukunft die Herausforderungen meistern zu können.

Es ist nicht die erste Führung durch XENIA, die Wissensstadt am Wege zur Informationsgesellschaft, die mit diesem Text begleitet wird. XENIA als konkretes Muster für das Leitbild "die Wiederbelebung der Polis mit den Städten des Wissens als Stätten der Begegnung", eine Initiative der Siemens AG, wurde auf der CeBIT 95 und Industriemesse in Hannover im Frühjahr 1995 und auf einem Zukunftstag in Hannover im Herbst 95 bereits der Öffentlichkeit vorgestellt

4.2 Werbung für die Zukunft

In einer Wissensstadt wie XENIA wird nicht für Konsum und Unterhaltung geworben, nicht für die Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs, sondern für Investitionen und Leistungen für die Zukunft: für Erfordernisse wie lebenslanges Lernen und volkswirtschaftlich richtig rechnen, für Investitionen in Bildung und Kultur, für interdisziplinäre Forschung über die Grenzen von Technik- und Naturwissenschaften, Sozial- und Gesellschaftswissenschaften hinweg, für Kooperationen zwischen Unternehmen und Kommunen, für Engagements der Bürger im Gemeinwesen, für Innovationen in den materiellen Lebens- und Arbeitsbereichen wie Energie, Verkehr, Umweltsanierung, Automatisierung, Gesundheit, aber auch für Innovationen in den eher immateriellen Lebens- und Arbeitsbereichen des Rechtswesens, der Wirtschaftsordnung, der Verwaltungsvereinfachung und was sonst noch die Bedürfnisse des Bürgers besser als bisher befriedigen kann. Das sind die Gestaltungsfelder der Zukunft! Aufklärung tut Not! Transparenz ist Voraussetzung für Akzeptanz!

4.3 Das Atelier für Innovatoren

Wer das Atelier für Innovatoren betritt, dem fallen als erstes wahrscheinlich die Großvisualisierungen auf. Eine zweite Impression liefern die über der Basisebene errichteten Arbeitsplattformen, acht an der Zahl, die mit den Stadtvierteln des Stadtplanes korrespondieren, sozusagen eine Stadt im Haus repräsentieren. Sie symbolisieren die Arbeitsstationen eines komplexen Innovationsprozesses, wo für das visionäre Vorfeld nach der Vorgehensweise des Erfinderunternehmers von den Teams, die agieren sollen, als ob ein Kopf denkt und handelt, die spezifischen Dokumentationen zu erarbeiten sind.

Das im Stadtplan scheinbar leere Zentrum ist die Agora, der Gruppentreffpunkt auf der Basisebene des Ateliers für Innovatoren, jederzeit für unterschiedliche Gruppengrößen herrichtbar. Auf der Basisebene werden auch die Informationsmärkte zur Vermittlung von Erkenntnissen und Ergebnissen zwischen Beteiligten und Betroffenen abgehalten. Vertiefende Informationen sind aus angrenzenden Ausstellungs- und Workshop-Flächen und auch Medienräumen (unterhalb der Plattformen), zu beziehen.

4.4 Zur Organisation des Prozeßgeschehens

Trotz der angebotenen Systematik ist zu betonen, daß komplexe Innovationsprozesse im visionären Vorfeld nicht nach Kochbuch ablaufen können, sondern als gruppendynamische Prozesse "selbst" organisiert werden müssen. Verfügbare Moderatoren können nur anleiten, auf der Kette "Kommunikation - Information - Wissen - Innovation - Wandel" effektiv und effizient zu arbeiten.

Die Wirkungen eines innovativen Ambientes in einem Atelier sollten nicht unterschätzt werden. Die Visualisierung von Sachverhalten und Wirkzusammenhängen, die teilweise erst im Zuge der Gruppenarbeit entstehen, wirken auf den Prozeß der Ideenfindung und Ideenbündelung, der Kontexterschließung und des Phantasierens zu Applikationen, Entscheidungsvorbereitung und Entscheidungsverdichtung zurück.

Diese Aussagen gründen auf Erfahrungen. Beispielsweise bestand für eine große Gruppe Gelegenheit, an einem für sie wichtigen Thema in einer alten Fabrikhalle - oben war noch der Kran installiert - zu arbeiten. Die Halle war besenrein hergerichtet, mit bunten Stühlen und kleinen Tischen versehen, durch Begründung verschönt und mit moderatorischem Equipment ausgerüstet.

Einer der Teilnehmer - in leitender Position - gab dem Veranstalter mit einer Handbewegung vom Kopf zur Höhe geführt seinem Empfinden mit den Worten Ausdruck: "Hier ist ja Raum zum Denken!" Raum in der doppelten Bedeutung des Wortes als Ort für innovatives Arbeiten und Freiraum für Gedanken. An beidem fehlt es in der Praxis vielfach. Man muß es einfach ausprobieren.

Die Arbeitsabfolge nach Arbeitsstationen ist nicht strikt geregelt. Wichtig ist, die relevanten Dokumente zu erarbeiten. Die Stadtviertel werden entsprechend Prozeßfortschritt und Informationsbedarf aufgesucht. Eine große Gruppe kann gleichzeitig in allen Stadtvierteln beginnen. Natürlich verschieben sich im Zuge des Prozesses die Schwerpunkte der Arbeit in den Stadtvierteln.

Die Ausbeute in der Gestaltung eines komplexen Innovationsprozesses hängt weitgehend von der mentalen Bereitschaft ab, sich persönlich dem Gestaltungsprozeß in Selbstorganisation der Gruppe anzuvertrauen. Nur das Erlebnis in geeigneten kommunikativen Architekturen kann den Beweis für Effektivität und Effizienz erbringen.

4.5 Einige Reflexionen bei Abstechern und Ausflügen in die nähere und wie-

rere Umgebung

Der idealisiert dargestellte Prozeß braucht Ermunterung, Befruchtung und auch Entspannung. Dazu dienen die Abstecher und Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung von XENIA, der Wissensstadt am Wege zur Informationsgesellschaft. Mit der kinderbuchartigen Illustration "Aufbruch zum Kontinent der Lösungen" wird das Erfordernis der Grenzüberschreitung symbolisiert, die notwendig ist, um in erweiterten Kontexten denken und handeln zu können. Deshalb immer wieder die eindringlichen Fragen: Was wollen wir überhaupt? Was können wir wagen?

Grenzen zu überschreiten erfordert Mut, großen unternehmerischen Mut, um ein "Neuland des Denkens" zu entdecken. Ein Anreiz, diesen Mut aufzubringen, kann durch das Angebot einer gedanklichen Landschaft geboten werden, was zwar ungewohnt ist, aber auch Neugierde weckt.

Die ersten Informationen zu dieser Landschaft, konkret als nähere und weitere Umgebung der Wissensstadt XENIA, liegt in Form einer Landkarte vor. Sie kann gleichzeitig genutzt werden, um die Position von XENIA mit dem Atelier für Innovatoren zu orten, wenn es gebraucht wird und genutzt werden soll.

4.6 Das Netzwerk der Wissensstädte

Ausgehend vom Leitbild

die Wiederbelebung der Polis mit den Städten des Wissens als Stätten der Begegnung

lassen sich in einem Atelier für Innovatoren mit allen denkbaren Erweiterungen in der Wissensstadt XENIA zwei große Innovationskomplexe in gegenseitiger Befruchtung bearbeiten:

- fundamentale Innovationen zu allen Gestaltungsfeldern der Gesellschaft, die im Brennpunkt der Polis im Mikro ihrer Wirksamkeit fokussiert werden

- die Anlage und Gestaltung von Städten des Wissens mit ihren Begegnungsstätten zu diesen Gestaltungsfeldern und Innovationen, die sich schrittweise zu einem Netzwerk von Wissensstädten entfalten

Das Atelier für Innovatoren bei XENIA bildet sozusagen ein Basislager, von dem aus sich XENIA, die Wissensstadt am Wege zur Informationsgesellschaft, selbst erschließen und nutzen läßt und mit dessen Hilfe und Unterstützung dann beide Innovationskomplexe bearbeitet werden können. In der Folge werden weitere, auf den jeweiligen Verwendungszweck, in den Gestaltungsfeldern spezialisierte Ateliers entstehen (XENIA*) und weitere Typen von Begegnungsstätten, beispielsweise spezialisierte Märkte, hinzukommen.

Innerhalb des Netzwerkes der Wissensstädte bietet es sich an, einen Handel mit Wissen, vor allem aufbereitetem Wissen, zu organisieren. Auf diese Weise wird auch XENIA mit Gastgeschenken angereichert. Methodik und Systematik für komplexe Innovationen kann erfahrungsgeprägt weiterentwickelt und anderen wieder zur Verfügung gestellt werden.

5. Resultierende (R): Was soll geschehen?

Es soll ein Netzwerk der Städte des Wissens mit Stätten der Begegnung entstehen

5.1 Initiativen auf dem Wege zur Informationsgesellschaft

Es sind durchaus eine Reihe von Initiativen zu verzeichnen, die sich zu einem Netzwerk von Wissensstädten weiterentwickeln können. Zielvorstellungen und verfolgte Aufgabenstellungen werden bei diesen Initiativen unterschiedlich akzentuiert und können sich gegenseitig befruchten. Es würde lohnen, eine Bestandsaufnahme zu erlangen.

5.2 Wissen und Wissensarchitekturen

Städte des Wissens sollen helfen, zu Themen- und Aufgabenstellungen der Gesellschaft Wissen zu erschließen, aufzubereiten und zu vermitteln. Angeboten wird jedoch nicht nur das Wissen als Rohstoff in Form von Datensammlungen und Artikeln, wie es in Datenbanken im weltweiten Netz der Datenautobahnen recherchiert werden kann, sondern auch von autorisierten Gruppen aufbereitetes Wissen, sozusagen Halb- und Fertigfabrikate an Wissen; es handelt sich um neue Typen immaterieller Waren. Relevantes Wissen ist gefragt. Die Informationsflut muß gebändigt werden. Das kann gelingen, wenn einzelne Aussagen immer wieder in einem breiten Kontext dargestellt werden und wenn unnötige Redundanz abgeschöpft wird und statt dessen intelligente Redundanz angestrebt wird. Wissensbestände müssen aktuell fortgeschrieben werden (komplementäre Regulierungen!).

Es handelt sich um Applikationen der nächsten Jahrzehnte, die zu Beginn eines Kondratieff-Zyklus für die meisten schwer vorstellbar sind und sich für den Erfinde-runternehmer erst in vagen Umrissen andeuten.

Das weitere Anliegen ist, die Polis, die Stadt als Gemeinwesen unter Rückgriff auf altes Kulturgut, auch als Vor-Bild für die Anlage und Gestaltung, die Organisation und den Betrieb einer Wissensstadt zu nutzen. Architektur in all ihren Ausprägungen läßt sich als Wissensarchitektur gestalten, um Kontextwissen darzustellen und zu vermitteln.

Damit kann die Wissensstadt mit ihren Begegnungsstätten mehrere Funktionen entfalten. Sie bietet Information und Orientierung, sie hilft bei Lernen und Training, sie unterstützt Innovationen und Reformen, sie bewirkt Handel und Wandel.

Gerade die letzte Funktion, Handel mit Wissensobjekten, sollte - wenn es gelingt, Halb- und Fertigfabrikate zu schaffen - nicht unterschätzt werden. Der Ankauf von Wissen spart eigene Ressourcen; über den Verkauf wird Wertschöpfung realisiert.

Systemführerschaft im Problemlösungsgeschäft erfordert nicht nur die Lieferung und Inbetriebnahme großer technischer und logistischer Systeme, sondern auch die Bereitstellung aller Informationen, die gebraucht werden, um diese Systeme zu planen und zu projektieren, in Betrieb zu nehmen, ingang und instand zu halten. Bei zunehmender Komplexität wächst hier der Anteil immaterieller Waren. Das ist ein dritter großer Innovationskomplex.

5.3 Realisierungsalternativen

Oft wird gefragt, soll eine solche Wissensstadt, wie als Möglichkeit skizziert, wirklich gebaut werden? Warum eigentlich nicht? Die Gegenfrage löst Staunen aus und mobilisiert - wie könnte es anders sein - Gegenargumente: warum es nicht geht, nicht lohnt, weil zu teuer; nicht notwendig, weil im Informationszeitalter sich eine Wissensstadt im Computer sogar als Cyperspace realisieren ließe.

Das wichtigste Argument für den Bau ist: Nichts bewirkt mehr als menschliche Begegnung! Und es wurde ja bereits eine Reihe von Initiativen aufgezeigt, die geeignet sind, in Symbiose mit anderen sich zu einer Wissensstadt zu entwickeln. Das schließt nicht aus, auch von allen virtuellen Realisierungsmöglichkeiten via Computer sinnvoll Gebrauch zu machen.

Das Spektrum der Realisierungsalternativen umfaßt aktuelle, d.h. körperliche und begreifbare Realisationen und virtuelle, d.h. mediale computertechnische Repräsentationen in unterschiedlichen Ausprägungen.

Die Schnittstelle zwischen aktueller Realisation und virtueller Repräsentation ist wählbar. Die kleinste, aktuelle Realisation läßt sich ergänzend in der Simulation ausweiten, als ob sich außerhalb des aktuellen Raumes die Wirklichkeit fortsetzt. Die technischen Möglichkeiten sind für alle Realisationsformen gegeben. Man muß es einfach einmal ausprobieren. Wichtig ist, sich das Sollkonzept immer wieder plastisch vor Augen zu führen.

5.4 Einen Prozeß entfalten

Sind erste derartige Orte der Begegnung einmal eingerichtet, so ziehen sie weitere Aktivitäten an. Der Initiative und Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Zukunftswerkstätten, interdisziplinär arbeitende Gruppen und Künstler können eine Heimstatt finden. Querdenker und Spinner werden sich hinzugesellen. Es versammelt sich Wissen. Es entsteht eine "Stadt des Wissens als Stätte der Begegnung". Der Bürger kann mitwirken, lernen und sich selbst engagieren. Szenarios werden gemeinsam entworfen. Es ist ein Weg zur aktiven Aufklärung und für einen schnellen Informationstransfer.

In den Werkstätten des Wandels können Vertreter der Unternehmen als Lieferanten und Kunden und Repräsentanten der Kommunen als Dienstleister und Nutzer der Problemlösungen und die Bürger als Betroffene gemeinsam miteinander arbeiten.

Mit der Orientierung der Wiederbelebung der Polis wird zwangsläufig weiteres kulturelles Erfahrungsgut aktiviert. Die Künstler werden nicht zögern, auch die Wissensstadt, in der sie leben und arbeiten, selbst auszugestalten und dabei dem Kontext der Zukunftsgestaltung Ausdruck verleihen. Das beginnt mit der Ausgestaltung von Räumlichkeiten und kann fortgesetzt werden in der Gestaltung von Fassaden bis hin zum Neuentwurf baulicher Ensembles. Auch die Medienarchitektur bietet neue Formen der Repräsentation.

Diese Chance läßt sich praktisch nutzen, um komplexe Sachverhalte und Wirkzusammenhänge - wie in alten Zeiten, als die Menschen nicht lesen und schreiben konnten - zu veranschaulichen. Im Zusammenwirken aller Erfahrungsträger können neue Formen der Repräsentation von Wissen zur Veranschaulichung auch immaterieller Sachverhalte entwickelt werden. In der Welt der Kultur, von der Antike bis zur Neuzeit, findet sich Anschauungsmaterial vielfältiger Art, das in Analogie Anregungen bietet.

5.5 Aktuelle und virtuelle Realität

Die Zelle "Begegnungsstätte" erfährt in der Realität eine zweifache Einbettung. Sie gehört zwei Welten an, die in der weiteren Entwicklung mehr und mehr verschmelzen werden:

- In einer Stadt in natürlicher Realität ist die Begegnungsstätte ein Treffpunkt, der in einem Stadtgebiet lokalisiert ist. Dieses Stadtgebiet kann selbst im Erscheinungsbild einer Wissensstadt ausgestaltet sein.

- Im elektronischen Netzwerk ist die Begegnungsstätte eine Adresse, von der aus die elektronischen Welten und andere Begegnungsstätten angewählt werden können. Die elektronischen Welten sind selbst wieder als Wissensstädte gestaltbar.

5.6 20 Jahre voraus

Um das Jahr 2015 herum wird es kein exotisch anmutendes Vorhaben sein, eine Wissensstadt aufzusuchen und sich dort mit Gleichgesinnten zur Durcharbeit einer komplexen Problem- und Aufgabenstellung zu treffen.

Große Organisationen und Institutionen, vor allem auch europäische Kommunen, haben sich in dem innovativen Geschäftsbereich der "Städte des Wissens als Stätten der Begegnung" engagiert.

Außerdem gibt es in den Kommunen Begegnungsstätten, die ebenfalls an das Netzwerk der Wissensstädte angeschlossen sind. Sie werden von den Bürgern gerne aufgesucht, wenn es um Erledigungen des Alltags geht - die persönliche Beratung vor Ort wird nach wie vor geschätzt - oder wenn sie sich als Gruppe auf den Besuch einer Wissensstadt vorbereiten wollen. Auch Kaufhäuser und Geschäfte sind an das Netzwerk der Wissensstädte angeschlossen. Last not least: Jeder kann mit Hilfe im Hause installierter, kleinerer Informationsanlagen sich direkt am Netzwerk der Wissensstädte beteiligen. Das Erlebnis aber, eine Wissensstadt, die einem Thema gewidmet ist, vor Ort zu besuchen, läßt sich durch Elektronik nicht ersetzen.

Es ist vor allem gelungen, das Interesse der Bürger für die Herausforderungen der Zukunft zu wecken und damit auch für das Gemeinwohl zu mobilisieren. Die Herausforderung des lebenslangen Lernens ist angenommen worden. Durch tätige Mitarbeit in den Wissensstädten können sich die Bürger qualifizieren. Daß man in den Wissensstädten auch viel Wissenswertes für den Alltag des privaten Lebensbereichs erfährt und lernt, ist eine angenehme Beigabe.

6. Initiativen, Innovationen (I)

Was kann und muß initiiert/verfolgt werden?

6.1 Die nächsten unternehmerischen Aufgaben

"Rom ist nicht an einem Tag erbaut" wird zitiert und die Entfaltung des Netzwerkes der Wissensstädte und Begegnungsstätten wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Aber ein erster Ansatz, einmal im Großen durchdacht, kann dann in mehreren kleinen Schrittfolgen in seinen vielfältigen Facetten im Zusammenwirken vieler Beteiligter realisiert werden.

Nach der dargelegten Systematik hat der Unternehmer als potentieller Interessent mehrere Aufgaben zu lösen und zu erledigen, die sich aus dem Studium und weiterer Bearbeitung des Kontextes der weitergehenden Interpretation des Leitbildes und der ständigen weiteren Anreicherung des Applikationenszenarios ergeben:

1. Auslotung des Handlungspotentials und Handlungsspielraumes anhand des Handlungsszenarios, das mit Hilfe der klassischen Szenariotechnik erstellt wird. Dabei sind bereits vorhandene und laufende Initiativen einzubeziehen, aber auch scheinbar konkurrierende Vorhaben wie Datenautobahnen zu bedenken.

2. Abfassung des unternehmerischen Programms für das eigene Unternehmen in konzentrierter schriftlicher Form

3. Ableitung des Portfolios für Innovationen mit zweckentsprechenden Methoden des Innovationsmanagements

Dieser Dreischritt betrifft sowohl die Erschließung und Aufbereitung fundamentaler Innovationen für Gestaltungsfelder als auch die Anlage und Gestaltung von thematischen Wissensstädten zu diesen Gestaltungsfeldern. Bei Nutzung eines entsprechend ausgerüsteten Ateliers für Innovatoren sind Hinweise zur Aufgabenstellung bei den "zuständigen" Arbeitsplattformen in Analogie der Stadtviertel "Kooperationen, Führung, Wertschöpfung" zu finden.

6.2 Einrichtung und Ausrüstung eines Ateliers für Innovatoren

Eine erste Aufgabe ist, ein Atelier für Innovatoren einzurichten und auszurüsten. Später ist "nur noch" das geeignete Atelier, das sich für eine Aufgabenstellung spezialisiert hat, auszuwählen.

Das kleinste Atelier für Innovatoren wäre eine Bildschirmoberfläche eines Computerprogramms, mit dem ein Teil des methodischen Support angeboten werden würde. Allerdings kommt bei dieser Realisierung das Anliegen der menschlichen Begegnung nicht zur Entfaltung.

Es wäre daher zumindest schon ein Raum mit einem freundlichen Ambiente vorzusehen, in dem eine Gruppe bis 12 Personen nach gruppendynamischen Regeln und Methoden arbeiten kann. Die Arbeitsstationen/Stadtviertel des Innovationsprozesses werden durch im Raum verteilte Informationswände simuliert, wobei Computerunterstützung genutzt werden kann. Entscheidend ist, daß die Gruppe systematisch und methodisch arbeitet und im Geiste einer erweiterten Innovationskultur miteinander umgeht.

Angesichts frei werdender Flächen in Industriebauten, in Kommunen und Unternehmen sollten sich die Verantwortlichen für die Erschließung und Aufbereitung von fundamentalen Innovationen sogar mehr leisten können. Ein Neubau wäre sogar noch schöner. Hier sind unternehmerische Initiativen gefragt.

6.3 Hinweise zum Gestaltungspotential

Mit der Einrichtung eines Ateliers für Innovatoren hat sich eine Organisation gute Voraussetzungen geschaffen, um in einem erweiterten Wissensraum agieren zu können. Die Kernziele, Systemführerschaft im Problemlösungsgeschäft zu den Gestaltungsfeldern der Gesellschaft und dazu Förderung und Weiterentwicklung der eigenen Innovationskultur werden sich mit höherer Intensität als bisher verfolgen lassen. Es sind Aktionsfelder zu identifizieren:

Produkte und Leistungen: repetitive Dienste, Netzbetrieb, Wissensbanken, Wissensobjekte, Informationsanlagen, Wissensarchitekturen, Schulungs- und Trainingsbausteine, innovative Dienste

Gestaltungsaufgaben, die auch mit vorgenannten Produkten und Leistungen zu unterstützen sind: logistische Gestaltung, redaktionelle Gestaltung, technologische Gestaltung, architektonisch-künstlerische Gestaltung, interdisziplinäre Forschung, Transfergestaltung

Geschäfte: Content-Business, Equipmentgeschäft, Systemgeschäft, Transfergeschäft

Märkte: Gestaltungsfelder materieller und immaterieller Art der Gesellschaft, Städte des Wissens als Stätten der Begegnung zu den Gestaltungsfeldern

Innovationen im Bereich der Wissensstädte werden durch ihre Novität die Innovationen im Bereich der Gestaltungsfelder befruchten.

6.4 Zielgruppen potentieller Interessenten

Das Leitbild ist an mehrere Zielgruppen adressiert:

1. die Unternehmen im Problemlösungsgeschäft, die sozio-technische Problemlösungen zu realisieren haben

2. die Kommunen als Fokus der zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklung

3. potentielle Betreiber von Wissensstädten mit ihren Applikationen im Netzwerk der natürlichen und künstlichen Realität

4. potentielle Betreiber von elektronischen Netzwerken für Applikationen

5. Unternehmen, Organisationen und Institutionen als potentielle Interessenten für Lieferungen und Leistungen für die Anlage, die Gestaltung und den Betrieb von Wissensstädten mit all ihren Applikationen und den benötigten Waren und Netzwerken

6. last not least staatliche Stellen mit übergreifenden Aufgaben zur Entwicklung von Zielsetzungen und Strategien und zur Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen für die zukünftige Gesellschaft

Denkbar wäre, daß Kommunen gemeinsam mit großen Organisationen ihre Kräfte jeweils auf die Gestaltung einer Wissensstadt konzentrieren, die einem bestimmten Thema gewidmet ist.

Die Kommune ist Sitz der Wissensstadt. Die Kommune ist verantwortlich für den Betrieb, der auch als Auftrag an einen Betreiber vergeben werden kann. Die örtliche Wissensstadt kann von allen anderen besucht werden und auch über das elektronische Netzwerk angesprochen werden. Duplikationen für einen dezentralen Betrieb in natürlicher und künstlicher Realität sind möglich.

6.5 Besondere Anlässe nutzen: EXPO 2000: Die Chance für eine europäische Initiative

Ein ganz besonderer Anlaß ist die Weltausstellung im Jahr 2000 in Hannover. Die EXPO 2000 bietet Gelegenheit, die Leistungskraft und Leistungsbereitschaft nicht nur der Wirtschaft, sondern der ganzen Gesellschaft in der aktiven Zukunftsgestaltung für die globale Gemeinschaft zu demonstrieren. Diese Chance gilt es zu nutzen!

Denkbar wäre, den geplanten Themenpark (EXPO, 1994) in Form der "Städte des Wissens als Stätten der Begegnung" zu gestalten. Die großen Themenstellungen sind bekannt. Die Visionen müssen zu großen Teilen noch erarbeitet werden. Um die immer knappen Ressourcen gezielt einsetzen zu können und eine Verzettelung der Kräfte zu vermeiden, ließe sich folgende Vorgehensweise verabreden:

1. zu jedem Themenfeld engagiert sich eine (europäische) Kommune und übernimmt zusätzlich eine Art Schirmherrschaft.

2. Zwei bis drei große Unternehmen, durchaus nicht aus der gleichen Branche, denen sich weitere interessierte Unternehmen anschließen können, widmen sich den Aufgaben der thematischen Ausgestaltung, und zwar in enger Kooperation mit der Wissenschaft.

3. Bürger und andere Institutionen wirken im Rahmen von einschlägigen Netzwerken bei den einzelnen Themenstellungen mit.

Aus allen drei Gruppierungen werden Cicerones als Stadtführer gewonnen, die auf der EXPO interessierte Besucher betreuen, in die Nutzungsmöglichkeiten der Informationsangebote einweisen und ggf. Führungen unternehmen. Wissensbestände werden über einen organisierten Handel zwischen den Wissensstädten über die EXPO hinaus schon vorher und danach ausgetauscht. Auf diese Weise läßt sich eine europäische Initiative starten, aus der das Netzwerk der Wissensstädte hervorgeht.

6.6 Ausblick: mit offenen Augen unterwegs

Einmal von der Idee der Polis als Wissensstadt und Begegnungsstätte gepackt, sieht sich die Welt mit anderen Augen an. Ein anheimelnder Marktplatz lädt ein, ihn in Gedanken für ein Thema auszuschmücken. Gassen mit Schildern der Handwerker und Wirtshäuser regen an, in ähnlicher Art Botschaften für das Angebot von Wissensbeständen zu organisieren. Eine reich gegliederte Fassade verwandelt sich in Gedanken in ein Gesprächsprotokoll und offenbart die vielen Lücken, die der Entscheidung harren. Und des nachts erinnert das Firmament an die vernetzten Strukturen des Wissens in ihrer ganzen Komplexität.

Der wache Geist erlebt und erleidet aber auch die Mängel in der Kommunikation der Konferenzrituale und Podiumsdiskussionen, den Schlagabtausch der Argumente, den Mangel an Gesprächskultur, und er wünscht den Teilnehmern an diesen Ritualen dann, daß sie andere Formen auch erleben mögen: Kommunikation wie im Urlaub, offen für die Schönheiten der Kultur, ein die Phantasie anregendes Bilderlebnis in einem Freskenzyklus, das später in der Arbeitswelt wirksam wird, oder gar eine phantasievolle Zeitreise mit Rollentausch auf einen der schönsten urbanen Plätze in der Welt, einem Forum, einer Agora, einem Ort, an dem Menschen gemeinsam Zukunft geschmiedet haben. Denn nichts bewirkt mehr als menschliche Begegnung.

Quellen und weiterführende Materialien:

Assmann, Jan (1992): Das kulturelle Gedächtnis - Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München 1992

Benevolo, Leonardo (1993): Fixierte Unendlichkeit. Die Erfindung der Perspektive in der Architektur; Frankfurt, New York 1993

Dierkes, Meinhold; Hoffmann, Ute; Marz, Lutz (1992): Leitbild und Technik. Zur Ent-wicklung und Steuerung technischer Innovationen, Berlin 1992

EXPO-Beteiligungsgesellschaft der Deutschen Wirtschaft mbH (1994): EXPO 2000, 1. Juni bis 31. Oktober 2000, Hannover 1994

Glaser, Hermann (1991): Mythos und Realität der Stadt, in: Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.): Urbanität in Deutschland, Stuttgart, Berlin, Köln 1991

Kirch, Guy (1993): Neue Politische Ökonomie, 1993

Gore, Al (1993): Remarks on the National Information Infrastructure (NII) Initiative, in: von Crote, Claudia; Helmers, Sabine; Hoffmann, Ute; Hofmann, Jeanette (Hrsg.): Kommunikationsnetze der Zukunft - Leitbilder und Praxis. Berlin 1994

Kroy, Walter (1995): Technologiemanagement für grundlegende Innovationen, in: Zahn, Erich (Hrsg): Handbuch Technologie-Management, Stuttgart 1995

Laszlo, Ervin (1992): Evolutionäres Management. Globale Handlungskonzepte.Fulda 1992

Malik, Fredmund (1993): Kompetenz zur Führung, in: Schuppert, Dana (Hrsg.): Kompetenz und Führung. Was Führungspersönlichkeiten auszeichnet. Wiesbaden 1993

Modis, Theodore (1994): Die Berechenbarkeit der Zukunft. Warum wir Vorhersagen machen können. Basel, Boston, Berlin 1994

Thomsen, Christian W. (1994): Zu Möglichkeiten medialer Narrativik in hybriden Architekturen, in: derselbe (Hrsg.): Hybridkultur. Bildschirmmedien und Evolutionsformen der Künste. Annäherungen an ein interdisziplinäres Problem, Siegen 1994

VDI-Technologiezentrum Physikalische Technologien (Hrsg.) (1993): Science Center.Präsentation zukunftsrelevanter Technologien. Bestandsaufnahme, Düsseldorf 1993

Volkmann, Helmut (1991): Mehr als Informationsgesellschaft - Wagnis-Ideen für eine aktive Zukunftsgestaltung, in: gdi-impuls 2/91, Rüschlikon

Volkmann, Helmut (1992): Vom Nutzen der Zukunftsforschung, Skizzen zum Leitbild einer Wissensstadt, in: Zukünfte 4/92

Volkmann, Helmut (1993 a): Gefragt sind Visionen, keine Ideologien, in: Süddeutsche Zeitung vom 9./10. Okt. 1993

Volkmann, Helmut (1993 b): Zukunft und kulturelles Gedächtnis. Städte des Wissens als Stätten der Begegnung. Vortrag beim VDI/VDE München, 29. Nov. 1993

Volkmann, Helmut: (1993 c) Umgang mit Technologie - Der Faktor Information in Wirtschaft und Gesellschaft, in: Schuppert, Dana; Lukas, Andreas (Hrsg.): Lust auf Leistung. Die neuen Legitimationen in der Führung, Wiesbaden 1993

Volkmann, Helmut (1993 d): Die Zukunft unternehmen! Unternehmenspolitik: Visionäre Führung und radikale Innovationen, in: Schuppert, Dana (Hrsg.): Kompetenz und Führung. Was Führungsperönlichkeiten auszeichnet. Wiesbaden 1993

Volkmann, Helmut (1994 a): Städte erleben und Wissen gewinnen. Skizzen zu einem Leitbild für die Informationsindustrie: Städte des Wissens als Stätten der Begegnung. Gedanken zur Eröffnung eines visionären Vorfeldes. Prospekt Nr. 1. München Februar 1994

Volkmann, Helmut (1994 b): Information Market for Solving World Problems, in: Liebig, James, E. Merchants of Vision. People Bringing New Purpose and Values to Business. San Francisco 1994

Volkmann, Helmut (1994 c): Impressionen zum Leitbild "Städte des Wissens als Stätten der Begegnung" mit ersten Berichten aus XENIA, der Wissensstradt am Wege zur Informationsgesellschaft, in: von Crote, Claudia; Helmers, Sabine; Hoffmann, Ute; Hofmann, Jeanette (Hrsg.): Kommunikationsnetze der Zukunft - Leitbilder und Praxis. Berlin 1994

Volkmann, Helmut (1994 d): Datenautobahnen: Und was dann? "Städte des Wissens als Stätten der Begegnung", in: Computerwoche, Ausgabe zum 20jährigen Jubiläum, November 1994

Volkmann, Helmut (1995 a): Technologiemanagement in der Informationsindustrie, in: Zahn, Erich (Hrsg.) (1995): Handbuch Technologiemanagement (voraussichtlich Anfang 1995)

Volkmann, Helmut (1995 b): Städte des Wissens. Metropolen der Informationsgesellschaft, in: Kornwachs, Klaus; Jacobi, Konstantin (Hrsg): Der Informationsbegriff aus interdisziplinärer Sicht (Arbeitstitel), Berlin 1995

Warnke, Martin (1984): Politische Architektur in Europa. Vom Mittelalter bis heute. Repräsentation und Gemeinschaft. Köln 1984

Yates, Frances A. (1991): Gedächtnis und Erinnern. Mnemotik von Aristoteles bis Shakespeare, Weinheim 1991

Vortrag bei: Deutscher Wirtschaftsingenieurtag München 1995 (Volkmann 1995d)



[Artikel und Ausätze]