Die besondere Herausforderung der reichen
entwickelten Industriegesellschaften
ist, daß die 90er Jahre Wirtschaft und
Politik mit einer Zäsur
konfrontieren, die sich
in der langfristigen industriellen Entwicklung
durch die Kondratieff-Zyklen
charakterisieren läßt.
Ein Kondratieff-Zyklus - benannt nach dem
russischen Ökonomen - beschreibt
eine
wirtschaftliche Entwicklung von etwa 50 Jahren
als Phase des Aufschwungs
und
Aufbruchs von etwa zwei bis drei Jahrzehnten, die
sich nach dem Höhepunkt
stabilisiert und auf höherem Niveau
einschwingt.
Der Aufschwung eines Kondratieff-Zyklus wird
durch die breite Nutzung einiger
großer, sogenannter fundamentaler
Innovationen geprägt, die über
ein Netzwerk
Breitenwirkung erlangen.
In Stichworten: (1) Dampfmaschine; (2)
Eisenbahn; (3)
Elektrifizierung; (4) Auto und Elektronisierung;
(5) Wissen und Information,
Ökologie.
Fundamentale Innovationen sind dadurch
charakterisiert, daß zu Beginn
des
Zyklus die Vorstellungen zu möglichen
Applikationen noch vage sind,
ein Markt
erst erschlossen werden muß und auch
technisch neue Kombinationen -
weitgehend jedoch auf bekannten Erfindungen
basiert - erprobt werden
müssen.
Gefragt ist der Unternehmer, der bahnbrechende
Erfindungen aufspürt
und für
große Applikationen zu nutzen und
umzusetzen versteht (kurz:
Erfinderunternehmer).
Mit dem Wechsel vom 4. zum 5. Kondratieff-Zyklus
wird nach 200 Jahren
Industriegesellschaft der Übergang zur
Informationsgesellschaft eingeleitet.
Die entwickelten Industriegesellschaften
müssen etwas völlig Neues
wagen. Sie müssen ihre Zukunft
neu erfinden. Darin liegt zugleich eine Chance
für die globale Gemeinschaft.
Probleme von heute sind
Geschäftsmöglichkeiten für morgen.
Die gesteigerte Komplexität dieser
Geschäfte erfordert eine
höhere Qualifikation.
Lebenslanges Lernen für den Bürger als
Arbeitnehmer und Mitglied
der Gesellschaft ist angesagt.
Die großen Organisationen müssen
schneller lernen.
Information muß besser beherrscht werden,
damit die Komplexität
bewältigt werden kann.
Es bedarf eines geistigen Aufbruchs mit einer
langfristigen Orientierung,
der es möglich macht,
auch unbequeme Wahrheiten zu verkraften.
Ziel muß sein, die Produktivität des
Geistes zu fördern.
Die Gesellschaft muß den Wandel wollen!
Dann kann sie im internationalen Wettbewerb ihre
komparativen Vorteile sichern
und sich ihren
wirtschaftlichen Wohlstand bewahren.
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